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Der Pointfaktor - mehr als eine Farbe
Eine
Vorrede: Der Point-Faktor - was ist das?Die Antwort auf diese Frage wird auf den meisten Züchterseiten
so abgehandelt, dass eben ein besonderes Gen dafür verantwortlich
wäre, dass sich die eigentliche Fellfarbe nur an den kalten Körperbereichen,
wie Ohren, Pfoten, Schwanz und Gesicht ausbilden könne, derRumpf
aber hell bliebe und dass Point-Katzen immer blaue Augen hätten.So
habe auch ich es lange hingenommen und als ausreichend erachtet. Den ebenfalls
oft anzutreffenden Satz, dass dies eine Form des Teilalbinismus wäre,
habe auch ich hingenommen, ohne zu fragen, ob dahinter womöglich
mehr steckt, als Point-Färbung des Fells und blaue Augen. Aber eigene
Beobachtungen in der Zucht haben Fragen aufgeworfen:
Diskutiert man mit anderen Züchtern, so haben sie ersteres (erweiterte Pupillen) noch nie beobachtet und Schielen und Nystagmus werden als isolierte Defekte betrachtet, die schließlich bei allen Katzen auftreten könnten und durch Selektion zu bekämpfen seien. Angenommen wird von den meisten ein rezessiver Erbgang, der mit dem Point-Faktor nichts zu tun hätte. (siehe Vorrede) Was nicht sein darf, das nicht sein kann? Und dann fand ich folgendes: Gutachten
Und weiter unten:"Bei blauäugigen und heterochromen
Tieren (hier sind rein weiße Tiere gemeint) treten außerdem
Augenveränderungen auf, die außer So, da haben wir's! Unsere schönen lieben und absolut lebenstüchtigen Pointkatzen sollen unter den Qualzuchtparagraphen fallen? Allerdings bestätigte dieser Passus meinen Verdacht, die weiter oben aufgeführten Abweichungen vom Normalen, würden irgendwie mit dem Pointfaktor zusammenhängen. Jetzt wollte ich es genau wissen und recherchierte weiter. Für alle Eiligen zunächst eine Zusammenfassung, was dabei heraus kam. Summery: Die spezielle Färbung der Pointkatze ist eine Form
des Albinismus, das ist eine Störung der Biosynthese des Melanins,
eines Farbstoffes. Leider haben Störungen in der Melaninsynthese oder -transport nicht nur Auswirkungen auf die Haut-,Haar- und Augenfarbe. Das Melanin ist maßgeblich am Aufbau der Strukturen des Auges und des Sehnervs beteiligt, so dass viele Formen des Albinismus auch Auswirkungen auf das Sehvermögen haben . Dies trifft leider auch auf den Typ Okulokutanen Albinismus Typ 1 und die Untergruppe B TS zu, welcher bei Pointkatzen vorliegt. Auswirkungen des Albinismus auf die Augen betreffen die Iris (Regenbogenhaut, die Macula (Stelle des schärfsten Sehens) und den Sehnerv und den Sehnervkopf mit folgenden möglichen Auswirkungen:
Alle diese Beeinträchtigungen sind möglich, müssen aber nicht auftreten. Zum Nystagmus ist noch zu sagen, dass Auftreten und Stärke oftmals Stressabhängig sind. Während in völliger Entspannung kein Nystagmus erkennbar ist, verstärkt sich bei Stress und Erregung das Augenzittern. Leider gibt es zur Sehschärfe der Pointkatzen keine
Zahlen. Bei Menschen ist diese Form des Teilalbinismus sehr selten, so
dass auch hier keine gesonderte Statistik existiert. Bekannt ist, dass
es bezüglich der Sehschärfe beim Typ1B allgemein eine große
Streuung gibt von voller Sehschärfe bis zu Verminderungen um die
50 %. Ebenso verhält es sich mit Schielen und Nystagmus. Bei weitem
nicht alle Point-Katzen zeigen diese möglichen Auswirkungen des Melaninmangels. wichtig für Züchter: Warum sind diese Zusammenhänge unter Katzenzüchtern
so wenig bekannt? wichtig für Liebhaber: Übrigens: Pseudoschielen wenige Wochen alter Katzenkinder Die selben Kitten 1-2 Wochen später. Und noch ein paar Wochen später... Und nun detailiert, für alle, die es genauer wissen wollen.
1. Schielen und Nystagmus bei Pointkatzen
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Eine Recherche unter dem Schlagwort Schielen führt
nicht wirklich weiter. Es gibt eine Vielzahl von Schielformen auch beim
Menschen. Neben seltenerem erworbenem Schielen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher
angeborener Formen, die überwiegend erblich sind. Entgegen der Behauptung
auf vielen Züchterhomepages ist der Erbgang des Schielens an sich
kein rezessiver und überhaupt kein monocromer Erbgang, der den Mendelschen
Regeln folgt, sondern in der Regel ein polygener, der durch verschiedene,
noch nicht näher ermittelte Modifikatoren mitbeeinflusst wird. Dies
ist die Form des Schielens, mit der wir es bei normalen vollfarbigen Katzen(und
normal pigmentierten Menschen) zutun haben.
Manche Schielarten jedoch lassen sich bestimmeten Krankeitsbildern zuordnen,
deren zugrundeliegende Genmutation inzwischen bekannt ist.Womit wir bei
den Point-Katzen wären. Hier ist der Ansatzpunkt zur Recherche:
C-Serie (autosomal rezessiver Defekt, bedingt durch Thyrosinase-Blockade):
Mutationen an diesem Genort führen zu Formen des ALBINISMUS und TEILALBINISMUS.
Bei unseren Rassekatzen sind das die cs-Form (Pointfaktor) und der Burmafaktor.
Auch vollständige Albinos kommen (extrem selten) vor. Albinismus
(von lateinisch albus „weiß“) ist eine Sammelbezeichnung
für angeborene Störungen in der Biosynthese der Melanine
(das sind Pigmente oder Farbstoffe) und der daraus resultierenden helleren
Haut-, Haar- und Augenfarbe. Betroffene Tiere nennt man Albinos, betroffene
Menschen ziehen meist die neutralere Form „Menschen mit Albinismus“
vor. Bei vollständigem Albinismus sind Sehschärfe und räumliches
Sehen eingeschränkt. Übrigens ist auch unsere europäisch
helle Haut ein Ergebnis einer zur Albino-Serie gehörenden Mutation,
die allerdings im Gegensatz zu den meisten anderen ohne Auswirkungen auf
das Sehvermögen bleibt.
So läuft die Melaninsynthese normalerweise ab:
Der Farbstoff Melanin wird von farbstoffbildenden Zellen, den Melanozyten,
produziert. Die Vorstufen der Melanozyten, die Melanoblasten, wandern
während der Schwangerschaft in der frühen Fötalperiode
aus der Neuralleiste in die Epidermis der Haut, in die Haarfollikel und
verschiedene andere Organe aus. In der Haut angelangt, differenzieren
sich die Melanoblasten zu Melanozyten und bilden zahlreiche Zellfortsätze
aus, über die sie das Melanin an die Keratinozyten weitergeben. Die
Menge der Melanozyten ist bei Schwarzen dieselbe wie bei Weißen
und auch ein an Albinismus Erkrankter hat normal viele Melanozyten. Die
Hautfarbe wird durch die Menge und Qualität des gebildeten Farbstoffs
Melanin bestimmt, nicht durch die Anzahl dieser Zellen.Melanozyten enthalten
Melanosomen, kleine membranumschlossene Bläschen, in denen der Farbstoff
Melanin produziert wird. Sie sind in ihrer Funktion den Lysosomen (Zellorganellen,
die der Verdauung dienen) sehr ähnlich, denn beide enthalten Stoffe,
die für die Zelle gefährlich sind und deshalb nicht mit dem
Rest der Zelle in Berührung kommen dürfen. Die Lysosomen beinhalten
eiweißauflösende Enzyme und die Melanosomen Zwischenprodukte
der Melaninsynthese wie Chinone und Phenole, die Membranen der Zelle beschädigen
können. Um Melanin zu produzieren, werden diverse Enzyme gebraucht,
die nacheinander beim Aufbau des Melanins mitwirken. Wenn eines der Enzyme
dieses Stoffwechselwegs nicht mehr funktionsfähig ist, tritt Albinismus
auf. Die Eumelaninbildung in den Melanosomen beginnt mit einer Hydroxylierung
der Aminosäure (AS) L-Tyrosin durch das membranständige Enzym
Tyrosinase. Neben diesem Schlüsselenzym sind zwei weitere ebenfalls
membranständige Enzyme DHICA-Oxidase und Dct nötig, damit Eumelanin
gebildet werden kann. (Quelle: Wikipedia)
Der Albinismus ist also im Grunde eine Stoffwechselstörung.
Der Genetische Hintergrund für den Teilalbinismus der Point-Katzen.
Die zugrundeliegende Mutation gibt es auch beim Menschen.
Okulokutaner Albinismus Typ
1 (okulokutan = Augen und Haut betreffend)
Okulokutaner Albinismus Typ 1, abgekürzt OCA 1 ist eine Form des
Albinismus, die auf Mutationen des TYR-Gens (codierend für Tyrosinase)
zurückgeht. Eine andere Bezeichnungen hierfür ist Tyrosinase-bezogener
Albinismus.
Tyrosinasepositive OCA 1 (OCA1 B) - ist die Mutation, die bei Point-Katzen
(Mensch auch) vorkommtBei Tyrosinasepositivem OCA 1 (OCA1 B), kann die
Tyrosinase Melanin produzieren, aber nicht so gut wie normal. Die Betroffenen
kommen wie bei OCA 1A ohne Pigmentierung der Haut, der Haare und der Iris
zur Welt. Im Verlauf des Lebens bilden sie aber etwas Melanin. auch die
Sehbehinderung kann in unterschiedlichem Maße ausgeprägt sein.
Die Augen können im Laufe des Lebens von blau zu grün oder braun
nachdunkeln (aber nicht bei der folgenden Mutation, welche auch bei
unseren Nevas vorliegt:Allerdings scheint sich das Tapetum Lucidum, welches
ja auch mit dem Pigment im Auge zu tun hat, altersabhängig noch zu
entwickeln. siehe Beobachtungen oben). Mindestens eine Mutation erzeugt
eine Tyrosinase, deren Funktionsfähigkeit von der Temperatur abhängt.
Deshalb sind die Haare am Körper farblos, das Kopfhaar und die Haare
an den Händen (bei Menschen) sind aber gefärbt, Untergruppe
TS (temperatur sensitiv). = Pointfaktor
Die Pointzeichnung der Siamkatze und einiger anderer Katzenrassen
entsteht aufgrund eben dieser wärmeempfindlichen Tyrosinase sie gehören
somit zur Albinogruppe OCA1 B TS.
Bei der Katze sind mehrere Allele des TYR-Gens bekannt. Das Allel ca führt
zu weißem Fell mit blauen Augen , das Allel c zu vollständigem
Albinismus mit roten Augen, cb bewirkt die typische Färbung der Burma-Katze,
das Allel cs die der Siamkatze.
Da es in der Gebährmutter sehr warm ist, kann sich bei Albinos des Typs OCR1 B TS die Haut- und Haarfarbe nicht entwickeln, das die Tyrosynase unter diesen Bedingungen nicht funktionsfähig ist. Erst später, im Kalten, beginnt die teilweie Melaninproduktion. In den angegebenen Quellen unten finden sich interessante Fotos von Menschenkindern, die diese Entwicklung dokumentieren. Unsere Neva-Kätzchen kommen dementsprechend nahezu weiß zur Welt.
Grundsätzlich entsteht die Augenfarbe durch Melanineinlagerung in der Iris (Stroma).Fehlt das Pigmentepithel in der Iris, sind die Blutgefäße der Aderhaut im Durchlicht sichtbar, die Augenfarbe ist rot (Albino, nur c/c). Ist die Pigmentschicht vorhanden und können die Melanoblasten ungestört das Stroma besiedeln , sind alle bekannten Augenfarben möglich. Wenn zwar das Pigmentepithel normal ausgebildet, aber die Melanoblastenmigration vollständig oder weitgehend unterbunden ist, dann kommt es zu einem außergewöhnlichen optischen Phänomen. Das nicht pigmentierte Stroma ist milchig trüb. Betrachtet man das dunkle, stark lichtabsorbierende Pigmentepithel durch das milchige und damit stark lichtbrechende Stroma, entsteht ein opaleszierender Effekt, der die Iris in allen möglichen Blautönen schillern läßt.
Das Blau ist um so heller, je trüber das Stroma ist. Bei Katzenbabies ist, wie bei den meisten Säugetierbabys auch, das Stroma nahezu wasserklar, deshalb die tiefdunkelblauen Augen. Die genetische Augenfarbe entwickelt sich erst später, wenn die von den primären Melanoblasten abstammenden Zellen beginnen Pigmente zu bilden, sofern dieser Vorgang nicht, wie beim Teilalbinismus, gestört ist.
Weitere Auswirkungen der eigeschränkten Tyr-funktion auf die Augen
Bei Albinismus ist die Sehschärfe je nach Typ und auch
individuell verschieden, mehr oder weniger stark eingeschränkt.
" Die Fovea centralis, die Netzhautstelle des schärfsten
Sehens, ist beim Albinismus anatomisch nicht voll ausgebildet, da ihre
Entwicklung ebenfalls durch Melanin beeinflusst wird. Sie wird entweder
nicht ausgebildet (Aplasie) oder entwickelt sich nur unvollständig
(Hypoplasie). Bei den unterschiedlichen Typen des Teilalbinismus ist dies
auch innerhalb der Typen im Einzelfall sehr unterschiedlich."
[Quelle: Wikipedia ]
Leider fehlen Angaben zum Grad der Sehbehinderung auf die Untergruppe
TS bezogen. Bei der übergeordneten Gruppe OCA1B wird das Sehvermögen
mit ca. 10% - 90% angegeben.Verglichen mit dem Menschen ist die Sehschärfe
bei Katzen generell weniger gut. Ihre schlitzförmige Pupille ermöglicht
kein so scharfes Sehen, wie die punktblendenförmige Pupille des Menschenauges.
Bei Katzen ist das Bewegungssehen weit wichtiger.
Melanin spielt auch bei der Entwicklung der Sehnerven eine Rolle. Normalerweise
ist das Gesichtsfeld beim Menschen (u. anderen Säugetieren) unter
beiden Gehirnhälften gleichmäßig aufgeteilt – jede
Gehirnhälfte hat ihre Seite und bekommt von beiden Augen den Teil
des Bildes geliefert, der zu dieser Seite gehört. Durch den Vergleich
beider Bilder kann jede Gehirnhälfte die Entfernung der Gegenstände
berechnen und räumlich zuordnen. Bei Menschen mit Albinismus kreuzt
ein größerer Anteil der Sehnerven zur gegenüberliegenden
Gehirnhälfte, wodurch ein Verlust der physiologischen Nachbarschaft
homologer Netzhautareale eintritt und zusammengehörige Bilder nicht
immer auf derselben Seite verarbeitet werden. Das räumliche Sehen
kann beeinträchtigt sein. Auch der Sehnervkopf im Gehirn von Albinos
weist Auffälligkeiten auf. Dies wurde Ende der Sechziger Jahre ehr
zufällig entdeckt. Ein Forscher untersuchte Katzenaugen unter dem
Elektronenmikroskop. Ein Präparat wies starke Unregelmäßigkeiten
auf: Es war das Auge einer Siamkatze [Quelle: siehe unten].
Aufgrund der Unregelmäßigkeiten im Gehirn (Sehnerv und Sehnervkopf)
wären eigentlich auch Ausfälle des Gesichtsfeldes zu erwarten.
Testreihen haben jedoch bewiesen, dass das Sehzentrum diese Beeinträchtigung
kompensieren kann. Allerdings wird das häufige Auftreten von Nystagmus
(Schielen) mit diesen Veränderungen von Sehnerv und Sehnervkopf in
Verbindung gebracht.
Auch dieStelle des schärfsten Sehensauf der Netzhaut
kann sich durch das fehlende Pigment nicht entwickeln. Durch die fehlende
oder unterentwickelte Stelle des schärfsten Sehens kommt es zu einem
Nystagmus (Augenzittern), das Auge "sucht" sich die möglichst
optimalen Netzhautstellen um den Bereich der fehlenden Macula herum.
Bei einer Untersuchungsreihe von 37 Patienten (Menschen mit Albinismus)
hatten alle einen Nystagmus verschiedener Ausprägung, nur vier von
ihnen schielten nicht.Die genannten Umstände haben deshalb häufig
ein fehlendes oder zumindest deutlich eingeschränktes räumliches
Sehen zur Folge." [Quelle: Wikipedia, siehe unten]
extremer
Nystagmus- bei einem Britenkitten (Netzfund)
So extrem wie bei diesem Kitten ist der Nystagmus bei Point-Katzen selten ausgeprägt.
noch ein Video gibt es hier >>
Da Schielen und Nystagmus zum Symtomkomplex des Albinismus (und damit auch Teilalbinismus und damit auch des Point-Faktors) gehören und eine direkte Folge des Melaninmangels während der Embryonalentwicklung sind, muss man immer damit rechnen, dass es auch auftritt. Da Point bei Katzen durch die Tyr-Mutation "Tyrosinasepositives OCA 1 (OCA 1B)" entstehen, welche auch Auswirkungen auf die Augen hat, kann man Schielen und Nystagmus bei Pointkatzen folglich auch nicht vollständig wegzüchten. Der Grad der Ausprägung ist in jedem Falle unterschiedlich, von nicht messbar, bis extrem. Deshalb kommen auch in Würfen scheinbar nicht schielender Eltern schielende Kinder vor. Die Eltern haben ihnen eben mit der Tyr-Mutation nicht nur die Fellfarbe vererbt.
Schielende Point-Katzen haben K E I N E N von der Pointfarbe isoliert auftretenden Gendefekt. Es liegt auch keine irgendwie geartete Genkopplung vor.
Der Grad der Ausprägung der Augendefekte auch innerhalb der Untertypen des Albinismus wechselt, wie oben beschrieben, stark. Worauf diese Schwankungen beruhen, ist anscheinend noch nicht erforscht. Angesichts des genetischen Hintergrundes erscheint es fraglich, ob Schielen und Nystagmus bei Pointkatzen überhaupt züchterisch zu beeinflussen sind. Vorsorglich sollte man trotzdem keine deutlich schielenden Point-Katzen in die Zucht nehmen.
Wichtig, zu wissen:
Die allermeisten Tierärzte wissen von den besonderen Zusammenhängen von Point-Faktor und Augen nichts und gehen daher auch bei Point-Katzen von einem Erbfehler ( "schlechter Züchter") oder gar von Krankheit aus. Lassen Sie sich nicht verückt machen. Ihre Katze ist weder Ausschuss noch krank.
Nachtrag:
Die Erkenntnisse zu den genetischen Ursachen von Schielen und Nystagmus und dem Zusammenhang mit der Point-Färbung sind offenbar nicht neu. Gerade habe ich im Netz einen englischsprachigen Fachartikel zum Thema gefunden, beruhend auf einer Studie aus dem Jahre 1971:
Congenital strabismus
Esotropia (convergent squint) is seen commonly in the Siamese and Himalayan breeds (and other breeds with this colour pattern), often in association with pendular nystagmus (rapid sideways eye movement). The condition is due to abnormal routing of the optic nerve fibres during embryogenesis (foetal growth), such that an excessively high proportion of optic nerve fibres cross over at the optic chiasm. This leads to reduced medial visual fields, and the resultant squint is thought to be an attempt at functional correction of the visual field deficits. The abnormality is linked to the genes for coat colour; melanin is required for the correct routing of optic nerve fibres from the eye to the brain. It is believed to be a polygenic trait with threshold character.
Kalil, R.E et al (1971) Anomalous
retinal pathways in the Siamese cat: an inadequate substrate for normal
binocular vision, Science 174:302-305
Es tut nichts zur Sache, dass hier von Siamesen die Rede ist. Das ausgeführte trifft auf alle Point-Katzen zu.
Doch die Entdeckung der Tatsache, dass bei Pointkatzen sich im Sehnerv sehr viel mehr Nervenphasern kreuzen, als normal, wurde bereits Ende der 60ziger Jahre gemacht:
"Parallel zu den zunehmenden Erkenntnissen in der Molekulargenetik ist es einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass man – ohne dies untersuchen zu wollen – erkannte, welche deutlichen zerebralen Umstrukturierungen durch eine Hypopigmentation hervorgerufen werden: Eines Abends Ende der 60er Jahre bemerkte Ray Guillery [3], als er seiner mikroskopischen Erforschung des Schichtenaufbaus des Corpus geniculatum laterale1 bei der Katze nachging, dass sich ihm ein völlig andersartiger Befund darbot. Die untersuchte Katze stellte sich als siamesische Katze heraus,...." [Quelle: Käsmann http://www.albinismus.info/aktuell/albinismus_editorial_ophthalmologe.pdf]
Fast alle Säugetiere haben zur Verbesserung des Dämmerungssehens
im Augenhintergrund, dort wo der Sehstrahl auftrifft, eine je nach Tierart
unterschiedlich strukturierte reflektierende Schicht, die das einfallende
Restlicht verstärkt. Besonders ausgeprägt ist dieses TAPETUM
LUCIDUM bei nachtaktiven Tieren. Menschen, Primaten und auch Kaninchen
haben dieses Tapetum Lucidum übrigens nicht. Jeder hat sowohl die
Auswirkungen des Vorhandenseins des Tapetum Lucidum als auch die seines
Fehlens schon einmal beobachtet: Plötzlich blitzt in der Dunkelheit
ein Augenpaar auf. Meist ist es eine Katze, manchmal auch ein Hund. Sogar
bei Pferden kann man es manchmal beobachten. Bei Menschen blitzt gar nichts.
Sie haben diese Reflexionsschicht nicht.
Wie oben zitiert, fehlt das TAPETUM LUCIDUM auch in den blauen Augen rein
weißer Katzen. Wie sieht es mit den blauen Augen der Nevas und überhaupt
aller Point-Katzen aus?
Es gibt einen einfachenTest für das Vorhandensein oder Fehlen des
TAPETUM LUCIDUM. Beim Anleuchten mit einer Lampe reflektiert das Auge
normal pigmentierter Katzen das Licht gelb-grün, während bei
fehlendem TAPETUM LUCIDUM wegen der durchscheinenden Blutgefäße
der Aderhaut das Auge rot erscheint. Betrachten Sie Blitzlichtfotos. Bei
normalen Katzen reflektiert der Augenhintergrund auch das Blitzlicht gelb-grün.
Bei Menschen und bei blauäugigen Katzen bekommt man rote Augen zu
sehen. Blitzlicht-Point-Katzen-Fotos haben oft mit dem Rote-Augen-Effekt
zu kämpfen.
Fehlt also auch unseren Point-Katzen ebenfalls das Tapetum Lucidum vollständig?
Das glaubte ich, daraus schlussfolgern zu können. Dieser Beitrag
war bereits fertig, als ich am späten Abend auf der Suche nach meiner
Neva Mietze unter den Birken ein Augenpaar aufblitzen sah, ganz so, wie
es sich für ordentliche Katzenaugen in der Dunkelheit gehört.
Ich überzeugte mich noch einmal. Tatsächlich. Da reflektierten
Katzenaugen. Ich ging nachsehen und es war tatsächlich Mietze, die
unter dem Baum saß.
Rote Augen im Blitzlicht, aber trotzdem reflektierende Augen in der Nacht?
Das kann nur bedeuten, dass das Neva-Auge ein funktionstüchtiges
TAPETUM LUCIDUM besitzt, welches aber womöglich weniger stark ausgebildet
ist als bei normal gefärbten Katzen, der Augenhintergrund wohl insgesamt
auch wenig pigmentiert ist. Daraufhin sah ich meine Katzenfotos durch
und stellte folgendes fest:
Bei mit Blitzlicht aufgenommenen Fotos von Neva-Katzenkindern gibt es
praktisch immer den Rote-Augen-Effekt. Anders bei erwachsenen Katzen.
Mal gibt es den Rote-Augen-Effekt, mal reflektieren die Augen ganz oder
teilweise, offenbar abhängig vom Einfallwinkel des Lichtes.
Auf diesem Foto refflektieren Jurijs Augen das Licht genauso, wie die
Augen vom vollfarbigen Peter oben.
Offensichtlich entwickelt sich das TAPETUM LUZIDUM bei Point-Katzen erst mit zunehmendem Alter. Da das Tapetum bei Katzen von Melanoblasten gebildet wird, also wieder Melanin eine Rolle spielt, handelt es sich offensichtlich dabei um eine weitere Auswitkung des Teilalbinismus. Ebenso wie Das Fell nachdunkelt, wandert wohl auch in das Tapetum das Melanin erst nach und nach ein. Der Einfallswinkel des Lichtes spielt auch eine Rolle dabei, ob sich ein rote-Augen-Effekt zeigt odrt Reflexion.
Die Wirkung des bei vollfarbigen Katzen kräftig ausgebildeten TAPETUM LUZIDUM führt dazu, dass diese "normalen" Katzen blendungsempfindlichere Augen haben, als Point-Katzen.
Die abgeschwächte Wirkung des TAPETUM LUZIDUM führt also trotz der lichtdurchlässigeren Regenbogenhaut der Pointkatzen zu einer Umkehrung der normalerweise höheren Lichtempfindlichkeit von Albinos.
Sind also unsere Nevas deshalb mehr oder weniger nachtblind?
Nein, das sind sie natürlich nicht. Erstens ist ja ein, wenn auch
offenbar weniger ausgeprägtes Tapetum Lucidum vorhanden und zweitens
sind auch die Point-Katzen, genau wie bei allen anderen Katzen und wie
überhaupt bei allen Säugetieren einschließlich dem Menschen
mit zwei weiteren physiologischen Fähigkeiten ausgestattet, die es
ihnen ermöglichen, vorhandenes Restlicht, z.B. Sternenlicht bestmöglich
auszunutzen.
Als erstes wird die Pupille weit gestellt. Es kann somit mehr Licht einfallen.
Bei blauäugigen Katzen setzt diese Weitung der Pupille schon bei
Lichtverhältnissen ein, bei denen die Pupillen der grünäugigen
noch schlitzförmig sind. Bei leichter Dämmerung kann das womöglich
vorhandene Defizit also kompensiert werden.
Es gibt aber noch einen zweiten Mechanismus, der die Nachtsicht verbessert.
Jeder weiß von sich, dass er um so besser in der Nacht sehen kann,
je länger er sich in der Dunkelheit aufhält. Das ist auch bei
allen Katzen, einschlißlich der point-farbenen so. Dieser Anpassungsmechanismus
wird durch die Stäbchen im Auge ermöglicht. Nachtblindheit entsteht
durch eine Funktionsstörung oder den völligen Ausfall der Stäbchen.
Fallen die Stäbchen vollständig aus, spricht man im engeren
Sinne von „Nachtblindheit“. Das Sehen in der Dämmerung
ist dabei stark behindert. In einer nächtlichen, unbeleuchteten Umgebung
(aber Sternenlicht!) ist das Sehen für Nachtblinde praktisch unmöglich.
Nachtblind sind also Point-Katzen genauso wenig wie wir Menschen, es sei
denn, ihren Augen fehlen die Stäbschen, was nichts mit den blauen
Augen zu tun hat. Katzen haben übrigens dreimal so viele Stäbchen
wie Menschen. Somit müsste die Nachtsichtigkeit auch der blauäugigen
Katzen die des Menschen eigentlich trotz schwachem Tapetum übersteigen.
Einschränkend ist aber zu sagen, dass die Zahl der Zäpfchen
und Stäbchen im Auge bei Albinos allgemein verringert ist. Bei vollständiger
Dunkelheit kann übrigens niemand sehen, auch die grünäugigste
Katze nicht. Licht ist für den Sehvorgang unabdingbar.
Auf den Punkt gebracht bedeutet das weniger gut ausgebildete Tapetum Lucidum
eine möglicherweise (!) gegenüber grün- oder gelbäugigen
Katzen leicht verminderte Nachtsichtigkeit.
Bleibt die Frage, ob das Fehlen oder das weniger gut ausgebildete
des TAPETUM LUCIDUM den Tatbestand der QUALZUCHT erfüllt.
Empfinden blauäugige Katzen einen Leidensdruck oder leiden sie gar
Qualen? Sind sie in ihrer normalen Lebensführung eingeschränkt?
Meine Meinung:
Sie (die Katzen) wissen nicht, dass andere Katzen besser in der Nacht
sehen als sie. Falls sie die Möglichkeit dazu haben, gehen sie genauso
auf die Jagd wie ihre grünäugigen Verwandten. Unser blauäugiger
Jurij ist unser erfolgreichster Jäger, auch in der Nacht.
Zu seinem Leidwesen darf er seine Beute nicht mit ins Haus bringen.
Die Tatsache, dass es besonders in südeuropäischen Ländern unter den verwilderten Straßenkatzen häufig auch Pointkatzen gibt, zeigt, dass ihr vermindertes Dämmerungssehvermögen sich nicht gravierend auf ihre Überlebensfähigkeit auswirkt. Möglicherweise verschieben sie auch ihre Jagdzeiten in den Tag hinein. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die grünäugige Mascha deutlich länger bis in die Nacht hinein draußen aushält, als der blauäugige Jurij, - ohne allerdings jemals eine Maus zu fangen. Als reine Wildkatze, deren Überleben ausschließlich vom Jagderfolg abhängt, würde der Nachteil sich sicherlich auswirken. Aber unsere Hauskatzen, auch die verwilderten, sind Kulturfolger. Sie halten sich immer in der Nähe von Siedlungen auf und ergänzen ihre Jagdbeute durch Abfälle oder Betteleien. Hauskatzen haben noch mehr Merkmale, die sie in freier Wildbahn benachteiligen würden, z.B. gescheckte Farben. Will man die Überlebensfähigkeit im Wildstand zum Maßstab nehmen, würden wohl fast alle unsere Haustiere durchs Raster fallen. Eine Rückführung in den Wildstand überleben als Art eigentlich nur Pferde und Hunde, die der Wildform nahestehen wie die australischen Dingos.
Zum Schluss
die Gretchenfrage: Sind Point-Katzen soweit eigeschränkt, dass ein
artgemäßer Gebrauch (hier der Augen) nicht mehr möglich
ist, oder die Katzen leiden?
Tatsache ist, dass starkes Schielen dazu führen kann, dass das Gehirn
das Bild des schielenden Auges ausblendet, um Doppelbilder zu vermeiden.
Auch dadurch wird das räumliche Sehen eingeschränkt und die
Sehkraft des schielenden Auges lässt nach.
Wie weit die Auswirkungen im täglichen Leben der Katzen tatsächlich
gehen, ist unklar. Ich kann nur aus der Beobachtung meiner Katzen sagen,
dass mir nie ein Unterschied aufgefallen ist, etwa das Taxiervermögen
im Sprung eingeschränkt wäre oder ähnliches. Meine Nevas
bewegen sich genauso sicher, wie meine vollfarbigen Katzen.
Im Gegensatz zum Teilalbinismus der Point-Katzen kommt der vollständige Albinismus (C mit roten Augen) bei Katzen sehr selten vor. Die beschriebenen Augenschäden werden durch die vollständige Lichtdurchlässigkeit der Iris noch verstärkt. Das rote Auge dieser vollständigen Albinos kann keine Blende bilden und damit kein scharfes Sehen ermöglichen. Das Sehvermögen solcher Albinos liegt nur zwischen 10-50%. Klar, dass solche Tiere selten alt genug werden, um sich zu vermehren.
Rein weiße Katzen sind übrigens keine Albinos.
Ihr weißes Fell wird durch den sogenannten LEUZISMUS verursacht.Leuzismus
ist eine Defekt-Mutation, die dazu führt, dass das Fell weiß
und die darunterliegende Haut rosa ist, da die Haut keine Melanozyten
(farbstoffbildende Zellen) enthält. Im Gegensatz dazu sind beim Albinismus
die Zellen zwar vorhanden, aber ganz oder teilweise unfähig, den
Farbstoff Melanin zu bilden.Gene, deren Mutation zu Leuzismus führt,
wurden früher üblicherweise mit W abgekürzt. Sie bewirken
in der frühembryonalen Entwicklung eine Fehlentwicklung von Strukturen
der Neuralleiste, die dazu führt, dass keine oder sehr wenige Melanoblasten
aus der Neuralleiste auswandern. Damit gibt es an der Körperoberfläche
keine pigmentbildenden Zellen mehr. Bereiche, die mit dem Zentralnervensystem
unmittelbar zusammenhängen, besonders die Augen, haben meist zumindest,
eine gewisse Anzahl pigmentbildender Zellen, so dass die Augen von leuzistischen
Tieren hellbraun oder dunkelblau bis orange gefärbt sind, je nachdem,
wie hoch die Anzahl der Pigmentzellen ist.
W-Locus: Allel W (autosomal, dominantes Weiß): Uberdeckt alle anderen
Farbgene. W bewirkt eine vollständig weiße Fellfarbe und zeigt
unvollständige Penetranz für Schwerhörigkeit, die am häufigsten
mit Blauäugigkeit kombiniert ist." Die Schwerhörigkeit
bzw. Taubheit wird durch Veränderungen im Bereich des Innenohres
verursacht.
Im Einzelnen werden
- Vermindenungen der Membranen der Gehörschnecke (Cortisches
Organ);
- Unterentwicklung (Hypoplasie bnv. Aplasie) des Corti-Organes;
- vollständiger oder partieller Kollaps der Reissnerschen Membran;
- Einengung des Ductus Cochlea;
- Rückbildung der Stna vascularis;
- Degeneration des Ganglion spirale cochleae (enthält die afferenten
Nervenfasern des Pars cochlearis, des achten Gehirnnerves)
beschrieben (BERGSMA U. BROWN, 1971; DELACK, 1984; MAIR, 1973; PEDERSEN,
1991; WILSON U. KANE, 1959).
Die auftretenden Defekte am Innenohr basieren auf Fehlentwicklungen
während der Embryogenese. Die pleiotrope Genwirkung führt dabei
primär zu einer Fehlentwicklung von Strukturen der frühembryonalen
Neuralleiste, zur Störung der Wechselwirkung zwischen den sich differenzierenden
zellreichen Geweben oder zur Störung der Migration der Neuroblasten
und Melanoblasten.
Zwar wurden bei tauben weißen Katzen histologische Verränderungen
des Gleichgewichtsorgans nachgewiesen, jedoch keine funktionellen Störungen."
[Quelle: Gutachten Qualzucht]
Die meisten Formen der Scheckung sind auf abgeschwächte
Formen des Leuzismus zurückzuführen. Inzwischen ist bekannt,
dass es mehrere unterschiedliche Gene gibt, deren Mutationen zu Leuzismus
führen können. Dazu gehört der Endothelin-Rezeptor-B-Gen
(EDNRB), das Paired Box Gen 3 (PAX3), SOX10, der Microphthalmie-assoziierter
Transkriptionsfaktor (MITF), c-Kit und der Steel-Locus (codiert MGF).Die
weißen Flecken gescheckter Katzen werden sehr wahrscheinlich durch
eine Mutation des c-Kit-Locus hervorgerufen. Sehr interessant ist dies:"Soziale
Folgen von Albinismus für Tiere
Albino-Labormäuse, auch viele soziale Tiere grenzen abweichend aussehende
oder sich ungewöhnlich verhaltende Artgenossen so aus, wie wir es
von Menschen kennen.Die mit Albinismus oder Leuzismus verbundene
größere Zahmheit der Tiere bietet in Menschenobhut einen erheblichen
Überlebensvorteil: Sie macht es Menschen leichter, eine Beziehung
zu den Tieren aufzubauen. Die weit verbreitete Ansicht, dass helle Farbschläge
mit verminderter Aggressivität einhergehen, wird durch den gemeinsamen
Syntheseweg von Adrenalin und Dopachinon aus Dopamin untermauert. "
[Quelle: Wikipedia]Eine Herde brauner Pferde grenzt einen Schimmel aus,
eine Schimmelherde ein dunkles Tier. Viele Züchter haben die Erfahrung
gemacht, dass sich die vollfarbigen Sibirier weniger gut mit den Nevas
vertragen. Eine einzelne Neva in einer Sibiriergruppe hat meist einen
schweren Stand. Kommt es zu ernsten Auseinandersetzungen, ziehen die Nevas
(da weniger aggressiv) häufig den Kürzeren.Wer also als Liebhaber
beide Farben halten will, sollte für ein ausgewogenes Zahlenverhältnis
sorgen. Eher dürfen die Nevas in des Überzahl sein.
Hier die Epfehlungen im "Gutachten" zu weißen Katzen:
"Empfehlungen:
Zuchtverbot (siehe Seite 14, Nr. I) fur weiße Katzen, deren Fellfarbe
durch das dominante Gen W determiniert wird. Sofern nicht ausgeschlossen
werden kann, dass die Fellfarbe durch das Gen W determiniert ist, muss
vor der Zuchtzulassung einer weißen Katze eine Genanalyse durchgeführt
werden, sobald ein entsprechender Test vefügbar ist.
Bei der Nachzucht von Katzen mit dem Farbgen W können Taubheit und
Defekte am Tapetum lucidum auftreten. Schwerhörige bzw. taube Katzen
sind in ihrem Sozialverhalten und beim Beutefangverhalten stark behindert.
Eine durch Defekte am Tapetum lucidum verursachte Einschränkung des
Sehvermögens besonders in Dämmerung und Nacht verstärkt
diese Behinderung. Es liegt damit ein Körperschaden vor, der zu dauerhaften
Leiden führt.
Weitere Versuche, durch spezielle Zuchtprogramme die Defekte aus der Zucht
mit dem W-Gen zu eliminieren, sind nicht zu rechtfertigen, da bei jeder
Kombination immer wieder mit geschädigten Tieren zu rechnen ist."
Dieser Emfehlung sind die Katzenzuchtvereine bisher nicht gefolgt. Für weiße Katzen wird vor Zuchteinsatz lediglich ein Hörtest verlangt. Nur hörende Tiere dürfen in die Zucht. Die Paarung weiß x weiß ist untersagt.
Und hier die Empfehlung zu Point-Katzen und gescheckten Katzen:
"Für alle anderen, vorwiegend weißen,
Katzen werden folgende Empfehlungen an die Zuchtverbände ausgesprochen
(siehe Seite 14, Nr. IIb):
Point-Katzen aller Rassen sollten vor der Zuchtmlassung ophthalmologisch
untersucht werden;
Taubheitsprobleme sind bisher nicht dokumentiert (Fellfarbung nicht W-Gen-determiniert).
Alle anderen weißen bnv. vorwiegend weißen (gescheckten) Katzen
sollten vor der Zulassung zur Zucht audiometrisch und ophth,almologisch
untersucht werden.
Zuchtverbot für Tiere mit Hör- oder Sehschäden.
Alle untersuchten Tiere sind dauerhaft zu kennzeichnen (Tätowierung
oder Mikrochip). Es sind Zuchtbücher zu führen; diese und die
Untersuchungsergebnisse sind bei Bedarf offen zu legen."
Auch dieser Empfehlung sind die Katzenzuchtvereine bisher nicht gefolgt. Allerdins steht so gut wie in jeder Zuchtordnung, dass Schielen (unabhängig von der Fellfarbe) ein zuchtausschließender Fehler sei. Nur in Vereinen, die als Voraussetzung für die Zuchtzulassung eine vorzügliche Schaubewertung fordern, ist es allerdings tatsächlich möglich, dass aufgrund deutlichen Schielens ein Zuchtausschluss erfolgt. Wie viele "Grenzfälle" trotzdem durchrutschen, kann man auf den Homepages der Point-Züchter besichtigen.
Angesichts der Tatsache, dass das Schielen vom gleichen Gendefekt wie die Pointfarbe verursacht wird, erscheint es auch mehr als fraglich, ob solche Zuchtuntersuchungen viel bringen würden. Natürlich macht es keinen guten Eindruck, mit schielenden Katzen zu züchten.
Eine Züchterkollegin (welche selbst kein Point züchtet) meinte neulich zu mir, dass die Erfahrung lehre, dass sich das Schielen wegzüchten ließe. Aber wie soll man das feststellen? Klar, die Züchter versuchen, die mehr oder weniger geradeaus guckenden Katzen für die Zucht auszuwählen. Ihre schielenden Geschwister gehen an Liebhaber. So wird es in jeder neuen Generation gemacht. Ob die Anzahl der schielenden Katzen in den Würfen tatsächlich zurückgeht, könnte man nur nachweisen, wenn man ausnahmslos alle Point-Katzen augenfachtierärztlich untersuchen ließe, und zwar im Erwachsenenalter.
Eine andere Züchterin klagte mir, sie hätte jetzt schon den dritten Point-Kater erworben und wieder ausgemustert, denn immer, wenn sie erwachsen seien, schielten sie. Hatte sie beim Kauf nicht aufgepasst?
Sehr kleine Katzenkinder in den ersten Lebenswochen schielen, unabhängig von der Augenfarbe recht häufig und zwar nach außen und meist beidäugig. Mit zunehmender Reife wandern die Augen dann in die richtige Position. Im Abgabealter kann es daher sein, dass ein junges Point-Kätzchen anscheinen geradeausguckt. Doch manchmal bleibt es nicht dabei, sondern es wandert, meist ein Auge, weiter, so dass sich ein Innenschielen ergibt. Dieser Umstand macht es zusätzlich schwer, beizeiten eine Zuchtwahl zu treffen.
Letztendlich verhält es sich ähnlich, wie mit den weißen Katzen. Wenn man schielende Katzen für eine Qualzucht hält, müsste man die Zucht mit Point-Katzen komplett verbieten, da wegen des genetischen Zusammenhangs mit der Farbe immer wieder mit schielenden Katzen zu rechnen ist.
Warum gehen die "Empfehlungen" trotzdem nicht so weit? Ich vermute, es liegt an der schieren Unmöglichkeit des Unterfangens, eine der ältesten Zuchtrassen überhaupt, die Siamkatze und mit ihr alle jüngeren Rassen in denen Point erlaubt oder sogar Standartfärbung ist und die weltweit einen großen Liebhaberkreis haben, zu verbieten.
Will man es nicht verbieten, muss man akzeptieren, dass ein mehr-oder weniger aparter Silberblick eben bei vielen Point-Katzen auftritt.
Liste der Point-Rassen:
- Siam
- Balinese (Siam Langhaar)
- Thai
- Ragdoll
- Heilige Birma
- Colorpoint / Himalayan (Perser in Point)
Point erlaubt:
- Sibirische Katze / Neva Masquarade
- Britisch Kurz- und Langhaar
- Exotic Shorthair
- Selkirk Rex
- Ragmuffin
- Snowshoe
- u.a.
Quellennachweis:
Albinismustypen (Wikipedia)http://de.wikipedia.org/wiki/Albinismus
Beachte die Tabelle und dort den Typ: Okulokutaner Albinismus Typ 1, abgekürzt
OCA 1/ Typ 1B (unvollständiger Albinismus)
Okulocutaner Albinismus Typ 1B (OCA 1B)
Molekulargenetischer Nachweis für die Ursache der Point-Färbung
bei Katzen:
Tyrosinase
and tyrosinase related protein 1 alleles specify domestic cat coat color
phenotypes of the albino and brown loci.(Schmidt-Küntzel A, Eizirik
E, O'Brien SJ, Menotti-Raymond M,. 2005)
Medizinische Aspekte des Albinismus:
http://www.albinismus.info/
Tyrosinase-Gen-bezogener okulokutaner Albinismus
http://www.albinismus.info/textversion/daten1001.html
Beachte besonders die Untergruppe "OCA 1B TS = Temperatur-Sensitiver
OCA 1B:" Dies ist die Mutation, die auch bei unseren Point-Katzen
vorliegt
Augenbefunde bei Albinismus (Käsmann)
Phänotyp
des visuellen Systems bei okulokutanem und okulärem Albinismus
(B. Käsmann-Kellner · B. Seitz
Klinik für Augenheilkunde im Universitätsklinikum des Saarlandes
UKS, Homburg (Saar)
Papillendysplasie (Missbildung des Sehnervs) bei OCA1 in 53,7% der Fälle (Mensch). Sie ist hauptverantwortlich für Beeinträchtigung der Sehhschärfe.
In der Grafik zur Sehschärfe (Abb.8) wird leider nicht zwischen OCA1 A (vollständiger Ausfall) und OCA1 B (Restaktivität Tyr) unterschieden.
Tabelle 4, OCA1B + OCA1 TS (restaktive Tyrosynase):
- Visus (Sehschärfe): 0,1 -0,9
- Median Visus (mittlere Sehschärfe): 0,28
- Nystagmus: 87 % (!)
Leider wird nicht der Typ OCA1B TS (temperatursensitive Restaktivität) unterschieden
Literaturliste zum Thema Albinismus auf albinismus.info:
http://www.albinismus.info/textversion/daten20000.html
Darunter besonders interessant:
Hoffmann:
Sehnervkreuzung bei Albinismus
Dr. Michael B. Hoffmann von der Universitäts-Augenklinik Magdeburg untersucht, ob die sich kreuzenden Sehnerven beim Albinismus zu Ausfällen im Gesichtsfeld führen, was eigentlich zu erwarten wäre. Offensichtlich kompensiert aber das Sehzentrum im gehirn die Fehlinformationen.